Fotos von Casablanca

Tag 1 – Mit der Straßenbahn zum Atlantik:

Der zweite Teil meiner Reise durch Marokko führte mich nach Casablanca. In Marrakesch hatte ich am Morgen noch mit den Engländern gefrühstückt, die ich am Abend zuvor im Riad Dar Khmissa kennen gelernt hatte. Die waren alle mächtig erleichtert das bei der Volksabstimmung bzgl. der schottischen Unabhängigkeit, mehr als 10% über der erforderlichen Mehrheit, für den Verbleib in Großbritannien gestimmt hatten.

Der Abschied von Abdou im Riad war sehr herzlich. Ich hatte ihm per Visa ca. 80 MAD Trinkgeld gegeben. Ich hoffe das bekommt er auch… Ich bin dann zu dem Platz mit den Taxen gegangen um zum Bahnhof zu kommen. Nachdem ich mit einem der „Taximanager“, der die Fahrgäste den Taxen zuweist den Preis auf 16 (sixtien!!) Dirham ausgehandelt hatte und wir dann losgefahren sind, habe ich das Geld rausgekramt und ihm aufgerundet 20 gegeben. Wie sich herausgestellte wollte er aber 60 (sixty!!). Zuerst dachte ich natürlich gleich wieder er will mich wieder nur ausnehmen, aber er ist dann zurück gefahren und hat mir ein Petit-Taxi heran gewunken bei dem ich tatsächlich auch nur 20 MAD gezahlt habe. Es war also offenbar nur ein Missverständnis.

Die staatliche Bahngesellschaft ONCF gilt als eine der zuverlässigsten Eisenbahnen in ganz Afrika. Der Zug mit dem ich gefahren bin war zwar nicht mehr „farikneu“ aber sauber, klimatisiert und entsprach durchaus westlichen Standards. In meinem Zugabteil saß ich mit 5 ½ Marokkanern. Bin also davon ausgegangen das es eine recht langweilige Reise werden wird, da mich ohnehin niemand verstehen wird. Falsch gedacht; die Zugfahrt war die ersten zwei Stunden zwar tatsächlich recht langweilig aber als dann der kleine Junge des marrokanischen Paares das neben mir saß seinen O-Saft über meine Hose kippte und mir ein „Aaaach Scheiße“ raus rutschte war der erste Schritt zum Kontaktaufbau getan. ;-)
Wie sich herausstellte konnten die Eltern sehr gut deutsch. Der Mann (Mustaffa) der mich die ganze Zeit ziemlich grimmig durch seine Sonnenbrille angeguckt hatte war plötzlich total herzlich und redselig. Er hat mir zum Abschied noch seine beiden Telefonnummern für Deutschland und Marokko gegeben und wenn ich irgendwann mal Hilfe brauchte solle ich ihn kontaktieren. Dabei habe ich es gerade noch rechtzeitig geschafft aus dem Zug auszusteigen. :-)
Vor dem Bahnhof Casa Voyageurs in Casablanca wollte ich mir ein Taxi zum Hotel nehmen. Da aber Freitag war, was in muslimischen Ländern der Feiertag ist, so wie bei uns der Sonntag, war das gar nicht so einfach. Es stand nur ein einziges Petit-Taxi vor dem Bahnhof und in dem saß auch schon eine alte Lady. Der Taxifahrer war aber nicht zimperlich und hat mich einfach zu ihr ins Taxi gesetzt, da mein Hotel offenbar auf ihrem Weg lag. Am Hotel angekommen verabschiedete er mich mit den Worten: „its not Downtown…“ und lachte dabei. Wie recht er doch hatte!
Das Hotel Manzil ist ein modernes, aber einfaches Hotel was man mit dem deutschen Etap-Standard vergleichen kann. Nix dolles aber sauber und solide. Nur die Gegend ist ziemlich übel. Als ich eingecheckt hatte konnte ich das nur erahnen. Auf meinem Zimmer (vierte Etage mit Weitblick) machte ich dann den Vorhang vom Fenster auf und bekam erstmal einen kleinen Schock von der Gegend in der Nähe des Industriehafens, in der ich abgestiegen war.
Da ich nicht in Casablanca war um im Hotel zu pennen, musste ich mir gegen Nachmittag einen Ruck gegeben weil ich mich gar nicht richtig raus getraut hatte. Die Dame an der Rezeption hat mir dann gesagt wie ich mit der Straßenbahn zum Strand komme. Eigentlich kein großes Ding, da es nur eine Linie gibt, die aber komischer Weise drei Ziele ansteuert.

Also bin ich los marschiert und habe, anders als in Marrakesch, die Haltestelle (Station Bahmad) auch auf Anhieb gefunden. Vor Ort musste ich erst einmal herausfinden wie das Straßenbahnsystem funktioniert. Was ich dann aber feststellen musste war das ich in Casablanca ohne französisch oder arabisch ziemlich aufgeschmissen war, denn Casablanca ist zwar eine Stadt mit 3,6 Mio. Einwohnern, hat aber aufgrund von einem akuten Mangel an Attraktionen sogut wie keine Touristen. Irgendwie habe ich den Schaffnern die an jeder Haltestelle stehen dann doch noch klar machen können das ich zum Strand will, nur hatte ich keine Münzen mehr um die Tickets am Automaten zu ziehen. Also ging ich in ein Kaffee um die Ecke um mein Geld zu wechseln. Dort konnte oder wollte man mir nur nicht helfen oder hat mich nicht verstanden. Also ging ich auf die andere Straßenecke in eine Apotheke und erlebte das gleiche Spiel. Irgendwie habe ich dann aber offenbar bei einem der zahlreichen Mitarbeiter Mitleid erregt und jemand hat mir das Geld dann klein gemacht.
Damit konnte ich mir also ein Ticket für die Hin- und Rückfahrt kaufen, stieg in die Bahn ein, fuhr damit durch die ganze Stadt und hielt am späten Nachmittag, ca. 200 Meter vorm Atlantik! HAMMER! Zum ersten mal im Leben am Atlantik! Im Grunde ein Meer wie jedes andere auch, aber doch was ganz besonderes. :-D
Der Strand hieß Aïn Diab. Davor war eine riesige vierspurige Promenade mit ein paar Palmen. Hier gibts offenbar jede Menge Clubs in denen Nachts angeblich richtig was los ist. Am Strand selbst waren unglaublich viele Menschen die alle irgendwie aktiv waren; Fußball oder Tennis spielten, oder geritten sind. Das sich die Leute wie bei uns einfach nur an den Strand legen oder Baden gehen gibt es hier so gut wie gar nicht.
Ich hatte mich zwar vorher im Internet nach den Fahrzeiten der Straßenbahnen informiert, da ich aber mit meinen nicht vorhanden Französisch nicht so richtig durch den Fahrplan durchgestiegen bin, bin ich nur ca. 1h Stunde geblieben, um die (meiner Meinung nach) letzte Bahn noch zu erwischen.

Zurück im Hotel wollte ich noch was essen. Da es im Hotel nur Frühstück gibt bin ich notgedrungen in eine sehr „einfache“ Pizzeria (Pizzeria la Casa) gegangen die mir die Dame am der Rezeption empfahl. Dort hatte ich wieder die Erfahrung gemacht das ich mit Englisch nicht weit komme. Die Pizza war ganz gut, nur die Frauen denen der Laden gehört waren ziemlich aufdringlich, ich kam mir vor wie ein außerirdischer, oder ein Tier im Zoo, nur das ich Eintritt bezahlt hatte um angestarrt zu werden.  ;-)

Tag 2 – Im Regen durch Casablanca:

Ich bin nach dem Frühstück im Hotel mit der Straßenbahn wieder Richtung Innenstadt gefahren und am Platz der Nation ausgestiegen weil ich zur Hassan II-Moschee wollte die ich dort am Vortag schon in der Ferne gesehen hatte. Dieses mal war das Tram-Fahren für mich schon reine Routine und ich fühlte mich wie ein Einheimischer. An dem Platz hatte ich ein(!) Foto gemacht und schon hat mich ein älterer Herr angesprochen der in den 70ern bei Aachen mal in einer Miene gearbeitet hat und daher noch ganz gut deutsch sprach. Er (Hassan der erste, wie er meinte :-) ) zog mich dann auf die andere Straßenseite mit sich in die Medina, in ein kleines aber sehr schickes und gepflegtes Haus in dem er seine Kunst verkauft. Im Erdgeschoss war ein Kräuterladen bei dem ich überlegt hatte mir einen Verdauungstee zu holen, da mir die Pizza vom Vortag nicht ganz so gut bekommen war. Der Eigentümer verkaufte mir dann einen Sirup für 100 MAD. Anfangs wollte er 300 haben. Als ich ihm zeigte wie es in meinem Portmonee aussah meinte er aber: wenn der erste Kunde des Tages nett ist, dann wird das Geschäft gut. Denke mal er hatte an dem Tag einen Bombenumsatz… ;-)
Von Hassan konnte ich mich doch irgendwie lösen ohne etwas von ihm zu kaufen. Er zeigt mir dann noch den Weg zur Hassan II Moschee, meinem eigentlichen Tagesziel. Der Weg dort hin war weiter als erwartet. Ich bin zur Moschee ca. 5km gelaufen, obwohl mir von Marrakesch die Füße noch weh taten. Die Stadt selbst ist seltsam abwechslungsreich. Innerhalb von 100m können sich Wohngegenden von Superchick in regelrechte Slums verändern. Offenbar habe ich dort aber auch in den armen Gegenden für wenig Aufregung gesorgt. Die Leute in Casablanca sind Touristen nicht gewöhnt weil es einfach keine gibt, bzw. die die es gibt, sich nicht trauen durch die Stadt zu laufen oder mit der Tram zu fahren. Daher betrachteten mich die Einheimischen vermutlich auch als einen von ihnen der halt nur etwas anders aussieht. Das ich darüber hinaus alleine unterwegs war und inzwischen einigermaßen selbstbewusst auftrat, tat sicherlich sein Übriges. Die Menschen, mit denen ich dort hin und wieder  Kontakt hatte, waren jedoch alle extrem nett und aufgeschlossen, auch wenn die Verständigung sehr schwer war.
Die Moschee selbst ist riesig; klar, ist auch die größte Afrikas. Sie wurde auf einer Landzunge gebaut und ragt in den Atlantik hinein. Da vor der Moschee ein gigantisch großer Platz ist wirkt sie noch imposanter. Angeblich kann dort innerhalb von 5 Minuten das Dach des Minarets geöffnet werden, so dass dann gewaltige Scheinwerfer in den Himmel leuchten. Das Dach der Moschee lässt sich wohl ebenfalls elektrisch zur Seite fahren so das die Gläubigen bei gutem Wetter in einer Kabriomoschee sitzen. ;-)
Ich habe vor der Moschee und auf dem Platz ’ne Menge Fotos gemacht und mich dann bei einer Führung dazu gemogelt die den Hammām im Keller der Moschee gezeigt hat. Ich fand es dort im Untergeschoss etwas muffig, dunkel und unangenehm; alles in Allem zumindest wenig sehenswert. Da ich auch in die Moschee selbst wollte, bin ich nicht herum gekommen mir für 120 Dirham ein Ticket zu kaufen. Dabei war ich schon etwas zu spät dran und hatte von der Führung nicht viel mitbekommen. Hat mich aber auch nicht sonderlich interessiert. Ich wollte ehh nur Fotos machen. :-) Da mir die Füße weh taten habe ich mich von der Gruppe abgesondert und in der Moschee auf einen der riesigen Teppiche gesetzt und etwas verschnauft. Mit dem Licht von der Atlantikseite und der Weite des Raumes hatte das schon was sehr Erhabenes.

Ich wäre gerne noch zu dem Leuchtturm auf der andren Seite der Bucht gegangen, allerdings war mir der zu weit weg und essen wollte ich auch was. Gegen 13 Uhr fing es dann an zu regnen und ich war noch immer nicht im Zentrum. Musste mich mehrmals ausruhen weil meine Füße extrem weh taten. Beim nächsten mal brauche ich unbedingt Wanderschuhe…
Ich hatte mich dann dazu entschieden zu Mc Donalds zu gehen. Da weiß man was man bekommt! ;-)   Außerdem wollte ich aufgrund meiner Erfahrung vom Vortag kein weiteres Risiko eingehen.
Die Bedienung hinterm Tresen hat mich natürlich nicht verstanden und mir zwei Menüs gegeben. Damit hatte ich dann 2x Cola, 2x Pommes und 2 Burger. Ich hatte dann versucht die Pommes und die Cola an andere Gäste loszuwerden. Ohne Erfolg. :(
Habe dort versucht etwas Zeit tot zu schlagen da es die ganze Zeit geregnet hatte. Als es nicht aufhören wollte bin ich dann trotzdem losgegangen. Eigentlich wollte ich noch in ein Museum gehen, da es aber immer stärker regnete bin ich in die Bahn gestiegen und Richtung Hotel gefahren um mich etwas zu regenerieren. Um die Ecke vom Hotel habe ich mir noch eine Flasche Wasser in einem der unzähligen, kleinen Geschäfte gekauft. Der Besitzer sprach halbwegs verständliches Englisch. Als ich ihm erklärte das ich nicht aus Halle-Westfalen komme, wo er einen Cousin hat, sondern aus East Germany meinte er: „ahhh Communist“ und lachte. :-)
Wir haben uns dann eine ganze Weile, mehr schlecht als recht, unterhalten. Er hat mich dann irgendwann gefragt ob ich zu ihm, zum marokkanischen Abendessen kommen möchte. Interessant wäre das ja schon gewesen, da es mir aber die ganze Zeit im Magen rum ging hatte ich mich das nicht getraut. So das ich den restlichen Abend mit ein paar Müsliriegeln die ich noch hatte im Hotel verbrachte, mich um mich selbst kümmerte und Informationen für meine morgige Weiterfahrt nach Essaouira einholte.

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