Essaouira – Perle am Atlantik

Tag 1 – Todesfahrt nach Essaouira:

Die letzte Nacht in Casablanca konnte ich wieder nur sehr schlecht schlafen. Auf der einen Seite hatte ich Bedenken das ich nicht wie geplant mit dem Bus fahren konnte, da ich gelesen hatte das man das Ticket für den Bus mindestens einen Tag vorher buchen sollte. Dazu kam Montezumas Rache, die ich mir vermutlich durch die Eiswürfel in der Cola von McDonalds eingefangen hatte. Und da das nicht reichte, fegte auch noch einem mega Gewitter mit Hagel in der Nacht über Casablanca hinweg. Ich bin recht früh am Morgen ausgechekt ohne etwas zu frühstücken, damit ich auf der Fahrt keine Probleme bekomme und bin dann ein letztes mal durch mein mir inzwischen vertrautes Viertel zur Straßenbahn gelaufen und mit der Tram gefahren. Den Busbahnhof von CTM-Tours hatte ich auf Anhieb gefunden. Dort angekommen hatte ich als Erstes ein Ticket nach Essaouira für 150 Dirham gekauft. Damit war ich schon mal etwas erleichtert das ich nicht völlig umdisponieren musste. Ich musste dann noch zwei Stunden dort rumsitzen und die Zeit totschlagen. Irgend ein Mann hatte mich angesprochen. Ich habe kein einziges Wort außer MAROKKO verstanden und habe mich dann umgesetzt damit er mich in Ruhe lässt. Vermutlich meinte er es nur gut aber ohne französisch war ich wieder völlig aufgeschmissen. Der Busbahnhof war ziemlich modern. Dummerweise wurden die Durchsagen für die Abfahrtszeiten nur auf Arabisch durchgegeben und Displays mit den Fahrtzeiten gab es nicht. Zum Glück gab es aber auch hier, wie überall in Marokko für so ziemlich jedes Gepäckstück, für jeden Wartebereich und für jede Tür einen Kontrolleur und super viel Bürokratie. Marokko ist in der Hinsicht ein sehr soziales Land und das ist offenbar Arbeitsbeschaffung auf Marokkanisch. Für mich war das von Vorteil, denn so hatte ich mich irgendwann bei jedem der Kontrolleure persönlich vorgestellt und klar gemacht wo ich hin wollte, so das mich dann alle informierten als es los ging und mich zum richtigen Bus geleiteten. :-D
Der Bus nach Agadir in dem ich saß ist fast pünktlich losgefahren. Damit blieb mir nur noch zu hoffen das ich auch zusammen mit meinem Koffer in Essaouira ankomme; denn den musste ich vorher abgeben, damit ihn ein paar Gepäckträger die 20m vom Busbahnhof in den Bus laden konnten.
Der Bus war fast voll und ich war wieder der einzige Tourist.
Gegen Mittag waren wir in El Jadida. Vermutlich eine schöne Stadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Nur der Busbahnhof auf dem wir weitere Passagiere aufnahmen war ziemlich verwahrlost. Trotzdem war dort extrem viel Betrieb. Irgendwann kamen ortsansässige Händler in ihren Trachten in unseren topmodernen, voll-klimatisierten Bus, der auf dem Busbahnhof wie ein außerirdische Raumschiff wirkte, und boten ihre Sachen feil. Afrika live! :-)
Die Autobahn nach El Jadida war noch gut ausgebaut, und entsprach beinahe deutschen Standards, wobei sie aber um einiges schmaler war. Die Landstraßen sind noch schmaler und recht holprig. Das schien den Busfahrer aber nicht zu beeindrucken. Der heizte ohne Rücksicht auf Verluste und überholt andere Autos mit einem Selbstvertrauen als würde er einen Ferrari und keinen vollbesetzten Reisebus fahren; und das bei Dauerregen!! Ich hatte Angst das ich da nicht wieder lebend raus kam. ;-)
Ca. 1,5 Stunden später hielten wir in Oualidia. Ist zwar auch nur ein kleines Kaff aber offenbar unter (zumindest zwei) Touris beliebt. Ich war damit zumindest nicht mehr der einzige Ausländer im Bus.
Die wurden dann auch ziemlich schnell kreidebleich und mussten feststellen das der Busfahrer wirklich wahnsinnig gewesen sein muss. Ich möchte nicht wissen wie viele Autos die wir überholt hatten, hinter uns, im nicht vorhanden Straßengraben gelandet sind.
Die Landschaft an der Atlantikküste die wir entlang fuhren war fantastisch. Hier hatte ich es doch bereut nicht selbst mit einem Mietwagen zu fahren. Gerne hätte ich auch mal angehalten um Fotos zu machen, aber als ich in Marrakesch den Verkehr beobachtet hatte, erschien es mir sicherer den Bus zu nehmen, nur das ich da noch nicht wusste worauf ich mich einließ. ;-)
Gegen dreiviertel drei waren wir in Safi. Safi schien ebenfalls ein echt schöner Ort zu sein. Da endlich auch die Sonne wieder lachte, besserte sich auch meine Stimmung merklich, bis zu dem Punkt wo ich bemerkte das wir uns plötzlich von der Küste entfernten und Richtung Inland fuhren. In Safi waren die meisten Passagiere ausgestiegen. Damit hatte ich natürlich Panik das ich hätte umsteigen müssen und nun im falschen Bus saß. Ein Junge bestätigte mir aber das der Bus noch immer nach Essaouira fährt, nur eben den Umweg über Sebt Gzoula machte. Sebt Gzoula schien mir im Gegensatz zu Safi wieder unglaublich trostlos und arm zu sein. Am Busbahnhof liefen überall wilde, abgemagerte Straßenhunde herum und suchten nach Futter. Alles sah aus als komme es direkt aus den 70ern.
Von nun an ging es zügig voran. Wir fuhren langsam aber sicher durch ein regelrecht bewaldetes Gebiet. Es ist zwar ebenfalls trocken wie der Rest des Landes aber hier wuchsen zumindest jede Menge kleiner Bäume.
Gegen 17:40 Uhr waren wir nach fast sieben Stunden Fahrt endlich in Essaouira. Man fährt dort die Autobahn aus Richtung Marrakesch ein paar Serpentinen, einen Berg herunter und hat einen tollen Blick über die Stadt, die gar nicht so klein war wie ich dachte.
Als ich aus dem Bus ausstieg kam der große Moment der Wahrheit: mein Gepäck war noch da!!!! :-D
Ich schnappe es mir und nahm mir damit gleich das erste Taxi (die sind hier offenbar blau) was mir über den Weg fuhr. Der Fahrer sprach etwas Englisch und wollte lediglich 10 MAD. Ein Schnäppchen! :)
Offenbar war er sehr von meinem Handy und der Google-Maps App angetan. Ohne das Navi hätte er das Hotel nicht gefunden… ;-)
Vorm Hotel wurde ich bereits erwartet. Check-In ging wohl nur bis 18 Uhr, was ich gerade so geschafft hatte. Das Tweets-Hotel liegt ein paar hundert Meter außerhalb der Medina. Es war ein etwas größeres, verwinkeltes und sehr familiären Wohnhaus mit dicken Lehmwänden und großer Dachterasse, in dem mich wieder niemand verstand. Zum Glück war ein junger Franzose kurz vor mir eingecheckt der etwas übersetzen konnte.
Nachdem ich mich etwas frisch gemacht hatte, hatte ich mich dann nochmal aufgerafft um die Gegend zu erkunden. Die Stadt ist tatsächlich wesentlich angenehmer als Marrakesch und erheblich internationaler als Casablanca. Bisher auf jeden Fall schon mal das Highlight meiner Reise. Für Essaouira hätte ich mehr Zeit einplanen sollen um zu chillen!
Auf dem Weg in die Medina sind mir zwei Australier begegnet mit denen ich mich ein paar Minuten unterhalten habe. Der eine lebt wohl schon seit drei Jahren, ca. 20 km südlich von Essaouira. Die beiden sind am Morgen den Strand entlang gelaufen und haben zu Fuß ca. 3 Stunden nach Essaouira gebraucht. Als ich den beiden von meinen Erlebnissen in Marrakesch mit den Guides und den Händlern erzählte, gab mir einer der Beiden einen guten Tipp: „tell them a story!“. Wie ich selber schon festgestellt hatte, geht es bei den Marokkanern nur um das soziale Miteinander. Wenn man den Menschen eine Geschichte erzählen kann, und dann vielleicht noch eine Hand voll Worte in ihrer Sprache spricht, kann man nahezu jeden Preis verlangen. Geld spielt dann keine Rolle mehr…
Ich bin dann Richtung Hafen, durch die Medina gelaufen und habe ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang gemacht. Es hatte wirklich was erhabenes wie die Sonne durch die Wolken brach und innerhalb kürzester Zeit im Atlantik versank. Ich fühlte mich zum ersten Mal als ob ich im Urlaub angekommen war.
Gegen 21Uhr bin ich dann zurück gelaufen und hatte mich dabei nicht einmal verlaufen, ich musste noch nicht einmal aufs Handy, nach dem Weg schauen! :)

 Tag 2 – Best day in Morocco

An meinem letzten Tag in Marokko wollte ich eigentlich zeitig aufstehen um mir die Medina ohne viel Trubel anzusehen. Dummerweise bin ich nicht so zeitig aus dem Bett gekommen weil der Muezzin in der Moschee direkt um die Ecke bereits gegen 5 Uhr angefangen hat mit Lautsprechern zu rufen, so das ich hellwach im Bett stand und vorher irgend ein Irrer durch die Straßen gelaufen ist und krach gemacht hatte. Irgendwann bin ich dann wieder eingeschlafen, aber erst gegen halb Acht wieder aufgewacht. Nachdem Frühstück im Hotel bin ich gegen 9 Uhr in die Stadt gegangen um Supratours (einen Ableger der Marokkanischen Bahngesellschaft ONCF) zu finden, die Busgesellschaft mit der ich am nächsten Tag nach Marrakesch fahren wollte. Auf dem Weg dorthin hatte ich schon einige Fotos in der Medina gemacht die ganz gut, aber auch nicht sonderlich spektakulär, waren.

Als ich mein Rückfahrticket in der Tasche hatte, habe ich mich treiben lassen und bin ziellos durch die engen Gassen Essaouiras gelaufen und habe Eindrücke gesammelt und Fotos gemacht. Das Licht ist hier fantastisch; völlig anders als in Marrakesch oder Casablanca… Gegen Mittag kam ich am Skala de Port an; einem alten Wehrturm auf dem man eine gute Übersicht über den Hafen hat. Um dort hoch zu kommen habe ich 10 MAD bezahlt. Wie sich noch herausstellen sollte, die beste Investition der Reise. Oben angekommen, habe ich zwei Mädels getroffen die versucht hatten mit ihrem iPad Selfies zu machen und habe ihnen angeboten das für sie zu übernehmen. Wir sind uns dann noch ein paar mal über den Weg gelaufen und so ins Gespräch gekommen. Wie sich herausstellte waren es Marokkanerin die als Fluglotsinnen am Flughafen in Casablanca arbeiten und daher auch sehr gut englisch sprachen. Die größere hieß Safae und die kleine Sara; beide 26. Da sie offenbar von meiner Reise durch Marokko beeindruckt waren, boten sie mir irgendwann an mich ihnen anzuschließen. Anfangs wusste ich gar nicht damit umzugehen aber es entwickelte sich… :-) Wir sind dann in den Hafen gegangen und haben verschiedene Sorten frisch gefangen Fisch gekauft den die Händler vor Ort ausgenommen haben. Mit drei Kilo Fisch und Garnelen im Gepäck sind wir in die Medina gegangen und suchten einen der Innenhöfe in dem die Einheimischen ihren Fisch grillen lassen, da das günstiger ist als im Restaurant. Vorher hatte Safae noch die üblichen gewürzten Oliven mit scharfer Soße besorgt die es in Marokko vor jeder Mahlzeit gibt. Der Fisch war nur gesalzen und schmeckte wirklich fantastisch.

Der ganze Innenhof war ziemlich verraucht da er, wie in Marokko üblich, mit schattenspendende Holz- oder Schilf abgedeckt war und der Qualm damit schlecht abziehen konnte. In der Mitte standen ein paar Zitronenbäume, die für ein angenehmes Klima sorgten. Es kam irgendwann ein lustiger Sänger mit Trommel vorbei der ein paar mal rumgehüpft ist. Offenbar sprach er eine Berbersprache die auch meine Begleiterinnen nicht verstanden. Das war also das traditionelle Marokko nach dem ich gesucht hatte, ohne Touristen, völlig unverfälscht, gastfreundlich, ehrlich und echt.

Wir sind dann weiter durch die Medina geschländert und haben wortwörtlich über Gott und die Welt geredet. Zum Kaffee haben die Beiden dann Kuchen in einer Patisserie besorgt. Wir sind anschließend mit einem Taxi zu einem anderen Strand in einer Bucht gefahren und haben uns mit dem „fremden“ Kuchen in eine Strandbar gesetzt. In Deutschland würde niemand auf die Idee kommen sich sein Essen ins Café oder Restaurant mitzubringen; hier ist das offenbar so üblich. :-)
Gegen Nachmittag kam noch eine Freundin (Sanaa) der beiden vorbei, bei der sie in Essaouira übernachteten. Die hübsche und sympathische Sanaa arbeitete ebenfalls als Fluglotsin, aber eben in Essaouira. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und das auf Englisch! Das war für mich nach langer Zeit mal wieder ein Moment bei dem die Zeit still zu stehen schien…
Zurück in der Medina, wollte Safae unbedingt noch Silberschmuck kaufen, was, wie bei Frauen nun mal so üblich, ziemlich lange gedauert hat so das irgendwann auch die anderen beiden Mädels etwas genervt waren. Sanaa war dann plötzlich in einem kleinen Laden verschwunden und kam mit einer Tüte heraus die sie mir zum Abschied gab. Sie hatte mir einen Kaffeebecher mit Palmen und Kamelen von Marokko geschenkt! Ich war überrascht und gerührt da wir uns gerade erst ein paar Stunden kannten. Das ich mich dafür irgendwie revanchieren muss steht fest und inzwischen habe ich auch etwas geplant… :-) Kurz vor Sonnenuntergang verließen mich die Drei, so konnte ich nochmal ein paar Fotos vom Sonnenuntergang machen.

Besser hätte mein letzter Tag in Marokko nicht laufen können. Auch wenn die Reise anstrengend war, hatte ich endlich das Gefühl Urlaub zu haben. Eine Woche Marokko war in jedem Fall zu kurz, aber die Eindrücke die ich mit nach Hause nehmen konnte waren die Strapazen Wert. Für mich steht fest das ich in jedem Fall wieder kommen werde! :-D

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